Demokratie-Werkzeuge

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Demokratie-Werkzeuge

Jede Gesellschaft sollte nach dem Kriterium beurteilt werden, wie sie mit ihren Schwächsten umgeht.

Und jede Demokratie sollte nach dem Kriterium beurteilt werden, welche Demokratiekompetenz es vorweisen kann.

In Österreich beschränkt sich sämtliche Demokratie fast aller Bürger auf nur zwei Ereignisse alle paar Jahre:

  • die Wahl einer Partei und
  • die Wahl eines (der wenigen voregebenen) Bundespräsidenten.

Statt Information, das Wichtigste aller Entscheidungskriterien, erhalten wir nur noch Propagandamaterial. Die Abstimmung selbst erfolgt nach einem vollkommen überholten, 200 Jahre alten Schema, das nur noch hier Anwendung findet, überall anders hat uns das 21. Jahrhundert schon erreicht. Inhaltsverzeichnis

Wozu brauchen wir Demokratie-Werkzeuge?

Demokratie verhindert, dass andere über unser Köpfe hinweg entscheiden, was für uns gut ist.

Um daran aber teil zu haben, bedarf es demokratischer Aktionen, die mittels demokratischer Werkzeuge verrichtet werden.

Demokratieformen

die Offene Demokratie verzichtet grundsätzlich auf dogmatische Zwänge und bedient sich bei seiner Arbeit aller Demokratieformen, die ja alle ihre Vorteile haben. In vernünftiger Anwendung kann man aber die Nachteile geschickt umgehen.

Hier sind die wichtigsten kurz beschrieben.

Strukturierte Debatten

Das mächtigste Werkzeug der Demokratie ist das Gespräch. Doch schnell verliert man sich in Details oder versteift sich bei Konflikten in Gegenpositionen. Das passiert jedoch nur, wenn wir allesamt wie kleine Kinder einfach drauf los reden.

Je mehr Menschen ein Thema gemeinsam angehen, umso heikler, wenn es sogar mehrere Konzepte gibt, die gegeneinander antreten, um so schwieriger wird es, zeitnah eine Lösung zu finden, die für alle akzeptabel ist. Gleich vorweg: nur in ganz seltenen Fällen kann eine ideale Lösung gefunden werden, sonst suchen wir hier immer nach der Lösung, die den wenigsten Widerstand bietet.

Wenn wir alle Gespräche strukturieren, so hat das Ganze schon bessere Chancen.

In einer strukturierten Debatte werden vordringlich sämtliche Überlegungen zu einer Sachfrage ermittelt. Kriterien werden wenn möglich gar nicht vorgegeben, sondern sollen während der Debatte entwickelt werden. Eventuell startet man dafür vor der Debatte eine eigene Debatte, die alle Kriterien und Regeln festlegt.

Die Eckpunkte einer strukturierten Debatte sind: ⦁ Titel und Beschreibung der Debatte müssen eine neutrale Darlegung des Vorschlags und des Zwecks kurz und einfach erklären ⦁ Es gibt Thesen, die den Titel unterstützen, diese nennt man "PRO" und solche, die als Gegenargument dienen: "CON" ⦁ Als Argument gilt immer nur genau eine These, mehrere Thesen müssen verteilt abgehandelt werden. ⦁ Nur kurze, verständliche und 100%ig sachliche Argumente gelten. ⦁ Der Fokus richtet sich so gut es geht immer nur auf das wichtigste Argument. ⦁ Die vollständige Sicht soll sich dynamisch aus der Debatte ergeben. ⦁ Dauer: Am Ende der vorgesehen Zeit wir die Debatte geschlossen und mit einer systemischen Abstimmung entschieden.

Dazu gibt es ein kostenloses Onlinetool namens KIALO

Abstimmungen

Jede noch so perfekte Diskussion war nutzlos, wenn danach keine Entscheidung für eine Handlung getroffen wird.

Doch auch Abstimmungen sind manipulierbar. Wenn beispielsweise eine Minderheit Regeln für "andere" aufstellt (und nicht selten sogar sich selbst daraus ausnimmt), hat das mit Demokratie nichts mehr zu tun.

Eine Wahl, bei der eine kleine elitäre Gruppe vorgibt, über wen oder was überhaupt abgestimmt werden darf, entbehrt jeder demokratischen Rechtfertigung. Ein gutes Beispiel dafür ist unsere Regierungswahl, bei der uns vorgeschrieben wird, wen oder welche Partei wir überhaupt wählen dürfen.

Daher ist eine demokratisch gestaltete Abstimmung ein wichtiger Schritt in jedem demokratischen Prozess. Die offene Demokratie wird aus diesem Grund auch Abstimmungen als ersten oder gar einzigen Schritt einer Entscheidung fordern, auch wenn wir das heute so gewohnt sind.

Offendemokratische Abstimmungen

haben folgende Struktur:
1. Möglichst gutes Wissen um die Argumente. Diese müssen bereit gestellt werden.
2. Keine Abstimmung darf ohne vorherige Diskussion stett finden (es sei denn eine einleitende "Stimmungsfeststelung").
3. Grundsätzlich erhält jeder, der sich zu der Debatte anmeldet abschliessend ein Stimmrecht.
4. Abstimmungen erfragen in der Regel erst die jeweilige Meinungen zu jeder einzelnen Haupt-These der vorausgegangenen Diskussion.
5. Nur wer jedes Argument bewertet hat, behält sein endültiges Stimmrecht.
6. Erst ganz zuletzt erfolgt die Abstimmung zur Hauptfage, zum eigentlichen Thema der vorherigen Diskussion.

Auch dazu gibt es zum Beispiel Google Forms (siehe weiter unten), das genau solche Abstimmungs-Strukturen ermöglicht.

Sytemische Abstimmungen

siehe dazu: systemische Abstimmungen.

Personenwahl wichtiger Funktionen

siehe dazu: Venezianische Wahl.

Online-Tools (Web-Applikationen)

Volksbefragungen und Bürgerinitiativen OnlineAbstimmung

www.oesterreich.gv.at

Bürger-Beteiligung

   CONSUL - Freie Software für Bürger-Beteiligung

Stichprobenrechner

   Stichprobenrechner von SurveyMonkey zur Bestimmung der Wahlzahl für die Venezianische Wahl.

Diskussions-Plattformen

   Kialo - Freie Debattieranwendung.
   Hier drei Erklärungs-Videos dazu auf deutsch für einen reibungsfreien Einstieg:
       Anmeldung: https://youtu.be/_oreRZnDALk
       Die Menüs: https://youtu.be/Wv07eA6Qhhc
       Argumente: https://youtu.be/W2w_sicrjuQ

Google Forms

   Google Forms - Freie Software für gemeinsam bearbeitbare Textdokumente, Umfragen und Abstimmungen

Apps für Smartphones/Tablets

App DEMOCRAZY

Mit dieser Open-Source-App für Google Android und Apple iOS können deutsche App-Benutzer (dt. Mobiltelefonnummer erforderlich!) in Echtzeit vergangene, aktuelle und zukünftige Abstimmungen im deutschen Bundestag verfolgen, sich über Gesetzesvorlagen und Anträge informieren und darüber auch sogar VOR der eigentlichen Bundestagsentscheidung abstimmen und ihre Stimme mit denen "ihrer" Politiker und den Bürgern aus dem selben Landkreis vergleichen. Die Inhalte dieser App sind abhängig von den Veröffentlichungen im Web des deutschen Bundestags.

Kollektive Intelligenz

Einzelne Personen werden niemals in der Lage sein genug Sichtweisen zu schaffen, um ein System ganzheitlich zu beschreiben. Selbst die hellsten Köpfe streiten zu manchen Themen. Also ist es sehr unrealistisch, dass Einzelne, egal wie genial sie sind, ein System auch tatsächlich korrekt erkennen können.

Selbst die klügsten Köpfe unserer Zeit schaffen heute aber mit geeigneten Werkzeugen der Kommunikation mittels kollektiver Vernunft deutlich nützlichere Ergebnisse in deutlich kürzerer Zeit.

Mit keiner anderen Methode kann man so viel Zeit sparen, als wenn Menschen möglichst viele Aufgaben parallel erledigen. So muss auch keiner ein Universalgenie sein, sondern kann sich seinem ganz speziellen Thema widmen, das seine Neigung entspricht. Als Nebeneffekt verhindert das vor allem, dass Einzelne oder Gruppierungen zu viel Macht erlangen. So ist auch die Dezentralisierung des Wissens zu einem für allen offenstehende Möglichkeit zur Einbringung von Ideen und deren Bewertung ein beschleunigender und kostensparender Faktor. Meines Wissens fand das erstmals zur Corona-Krise statt, als die Virologen sich vernetzten, um rascher an einer gemeinsamen Lösung zu arbeiten, statt dass jedes Labor die selben Fehler machen muss.

Die Abkehr vom längst veralteten Mehrheitswillen hin zum Allgemeinwillens schafft ein für Alle nützlicheres Gemeinwohl. Eine Mehrheit von Eigennutzen ist etwas völlig anderes ist als der kollektive Gesamtnutzen in einer Gemeinschaft.

Nicht mehr nur eine Interessensgruppe oder gar einflussreiche Institution leitet das Unternehmen, sondern alle Initiativen, die etwas dazu beitragen können, arbeiten hier zusammen. Das nimmt die Aggression aus dem Lösungsprozess heraus. So schafft man Lösungen, die für alle zumindest akzeptabel sind.

Die Mitentscheidungen der Vielen ermöglichen Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu erkennen. Das Wissen der Leute vor Ort kann etwaige Stolpersteine früh erkennen und ausräumen lassen, wo die immer Gleichen, die aus den immer gleichen Karriereschmieden hervortreten niemals neue Sichtweisen und Ideen entwickeln können und daher heute immer wieder versagen. Und danach Millionengagen kassieren, die wir Bürger bezahlen.

Schwarmintelligenz im Tierreich

Alle Tiere, die einer strengen hierarchischen Rangordnung unterworfen sind, die mit Kämpfen bis zum Tod führen, sind ganz allgemein für aggressives Verhalten bekannt. Ich denke da so an jagende Rudeltiere und Katzen. Wenn sie nicht überhaupt einzeln leben, so bewegen sie sich doch eher in ganz, ganz kleinen Gruppen.

Betrachten wir hingegen jene Tiere, die in großen Gruppen unterwegs sind, dann ebbt diese Gewalt und jede Rangordnung bis zur Unkenntlichkeit ab. Es gibt da nur noch gelegentlich unblutige Unstimmigkeiten.

Riesige Schwärme haben scheinbar überhaupt keine Führer mehr nötig. Sagenhaft grosse Schwärme von Fischen oder Vögel bewegen sich mit hoher Geschwindigkeit ohne je etwas von niedergeschrieben Gesetze gehört zu haben. Sie folgen keinem Führer. Sie achten nur auf ihre unmittelbare Umgebung und reagieren jeder für sich vernünftig. Und auch als Schwarm weichen sie jedem Hindernis, jedem Jäger elegant aus.

Wer dazu nicht in der Lage ist, wer sich anders verhält, Individualisten, werden sofort gefressen.

Und nun betrachte ich uns Menschen. Einst lebten wir in kleinen Gruppen und mussten unser Leben gegen wilde Tiere und andere Gruppen, die zu faul waren, um selber zu arbeiten und sich zu versorgen, verteidigen. Da hat sich eine Rangordnung wie bei den erst genannten aggressiven wilden Tieren offensichtlich als die erfolgreichste durchgesetzt.

Doch heute leben wir in sagenhaften „Schwärmen“!

Massenhafte Ansammlungen, wo Gewalt Einzelner von der Gemeinschaft gar nicht mehr toleriert wird.

Schwarmintelligenzbeweis mit Menschen

Kann es sein, dass wir Menschen ebenfalls in der Lage wären kollektiv richtige Entscheidungen zu treffen, so wie Vogel- und Fischschwärme das zustande bringen? Ohne Befehle, ohne jede Hierarchie? Nur aufgrund von einer Handvoll einfacher Regeln?

So absurd das klingt, das wurde 1991 sogar schon bewiesen. Loren Carpenter veranstaltete in Las Vegas ein „Experiment at SIGGRAPH“: Alle erhielten kleine Tafeln, die auf der einen Seite rot, auf der anderen grün gefärbt waren. Sie wurden nun aufgefordert, die Tafeln mit einer Farbe nach vorne zu richten, wo eine Kamera die Farben erkannte und mittels Computer ausgewertet wurden. Carpenter teilte dann den Raum und liess die beiden Hälften „Pong“ spielen. Ein Spiel, das ein wenig Geschicklichkeit und etwas Strategie verlangt. Nach nur wenigen Minuten war die riesige Menge in der Lage, ohne jede Kommunikation untereinander eine Partie an den Tag zu legen, die einzelne Profis kaum so hinbekommen hätten.

Doch damit nicht genug, sie wurden aufgefordert Ziffern als Gruppe zu gestalten. Nach wenigen Sekunden war die Ziffer klar abgebildet.

Aber als Finale wurde ihnen ein Flugsimulator vorgesetzt. Und auch das Flugzeug ist nicht abgestürzt.

In ihrem Vortrag „Unmögliches möglich machen“ erzählt Vera F. Birkenbihl auch noch von Harley Davidson, den legendäre Motorrad-Hersteller, der erst richtig bekannt wurde, als die Firma schon fast am Ende wurde und dann die Belegschaft das Ruder übernahm.

Damit ist bewiesen, dass wir sogar ohne jede Kommunikation untereinander zu schwarmintelligentem Verhalten fähig sind, wenn wir nur das gemeinsame Ziel und ein paar Regeln kennen. Sogar so komplexe Vorgänge wie ein Flugsimulator lassen sich damit steuern!

Nur muss auch die Menge gross genug sein und jeder einzelne seinen Teil dazu beitragen, sonst wird das nix.

Hier das obige Experiment mit einer kleineren Menge an Mitspielern. Funktioniert, aber die Ergebnisse sind deutlich schwächer!

Was wäre aus den Trümmern von Wien geworden, wenn die Generation meiner Grosseltern auf Anweisungen der Herrschaften gewartet hätte, so wie wir das heute tun.

Daher steht für mich ausser Frage, dass wir im Schwarm mit Kommunikation und guter Information im Diskurs auch komplexe Pläne schmieden können, die deutlich bessere Ergebnisse liefern, als wir sie heute gewohnt sind.